Das Leben auf dem Uni-Campus und rundherum
Ein erster ausführlicher Zwischenbericht
Das Studium am BIMTECH ist ein sanfter Einstieg in die vielfältigen kulturellen Dimensionen Indiens. Der Campus ist in sich abgetrennt, w
Viele scheinbar normale Dinge werden hier zum Erlebnis – eine Taxifahrt kann durch sprachliche Hürden einerseits kompliziert sein, bietet andererseits jedoch grandiose Einblicke in das „einfache“ Indien. Kühe an jeder Ecke, Karren ziehende Kamele, primitive Strohhütten und Unmengen an Müll teilen sich den Boden mit Luxushotels, Versage-Stores und Villen. Indien versprüht Charme, erfordert jedoch ein von westlichen Verhältnissen abweichendes Denkensmuster und Anpassungsfähigkeit. Permanent starrende Menschen, bettelnde Kinderhorden, sowie aufdringliche Geschäftstreibende gehören ebenso zum Bild Indiens wie die höfliche, zuvorkommende und friedvolle Masse. Dabei ist es unmöglich, erschreckende Erfahrungen auszublenden, es lohnt sich diese Herausforderungen der anderen Art anzunehmen – man wird sich wohl fühlen, bekommt eine Chance, sich selbst kennenzulernen und gewinnt eine neue Sicht der Dinge.
Die Begegnung und der Umgang mit der Kultur ist ein ständiger Lernprozess – am Ende dessen kann man genießen, was Indien zu bieten hat. Das Studium lässt genügend Zeit zum Reisen, so dass man verschiedene Facetten Indiens kennenlernen kann. Seien dies weltberühmte Bauten wie das Taj Mahal, unberührte Naturlandschaften oder antike Städte, von denen die eine niemals gleich ist wie die andere. Durch die vielen regionalen Bräuche, Gepflogenheiten, Sprachen und Umgebungen wird es nie langweilig. „Spannung, Spiel und Schokolade“ gibt es in allen Preisklassen sowie im westlichen, indischen oder arabischen Stil. Jeder Besucher kommt garantiert auf seine Kosten, sei es im Rahmen einer Rikshaw-Fahrt, eines Hindi-Festes oder eines Gourmet-Menüs in einem Luxustempel.
Auch der Unterrichtsalltag und das Leben am Campus sind kaum in Worte zu fassen. Damit jeder weiß, wo es lang geht, gibt es eine Unmenge an Regeln, Ausnahmeregelungen, Genehmigungen und natürlich persönlichen Vereinbarungen, die das Leben hier leichter machen sollen.
So waren wir zu Beginn unserer ersten Vorlesung sehr erstaunt, als unser Vortragender mit einer Moralpredigt, was Disziplin während der Vorlesung und im gesamten Leben betrifft, in das Thema Industrial Marketing eingeführt hat. Dennoch, es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Ganz im Gegenteil: Verbote werden von unseren Mitstudenten in etwa so verstanden, wie wir Hinweise in Reiseführern verstehen, die mit „Insidertipp“ oder „besonders empfehlenswert“ gekennzeichnet sind. Das heißt, alles, was verboten ist, muss man unbedingt mal ausprobieren.
Apropos Mitstudenten, ein besonderes Highlight ist es immer wieder, dem interaktiven Unterricht zu folgen. Diskussionen während der Vorlesung sind dem Geschehen an einer stark frequentierten Kreuzung in Delhi nicht unähnlich. Es wird einfach versucht, möglichst viel Lärm zu machen, indem man ständig hupt und sich so durchzusetzen. So ist es auch bei den besagten Diskussionen: Es wird einfach möglichst laut drauf los geschrien und gehofft, dass man vom Vortragenden als besonders mitarbeitswilliger Student wahrgenommen wird. Ein BIMTECH Absolvent erklärte uns, dass Studenten, die nicht laut durch den Hörsaal schreien, nachgesagt würde, ihnen mangle es an Selbstbewusstsein.
Außergewöhnlich gut ist die Infrastruktur auf dem gesamten Campus. Das wurde uns zumindest bei unserer Ankunft von unseren sehr gastfreundlichen und zuvorkommenden Kollegen gesagt. Mit täglich nicht mehr als 10 bis 15 Stromausfällen auf dem Campus ist BIMTECH tatsächlich eine der Unis, die als sehr versorgungssicher gelten. Besonders beeindruckt sind wir aber wirklich davon, dass es auf dem Campus flächendeckend WLan gibt. Um sicherzustellen, dass den Studenten nichts passiert, gibt es eine Unmenge an Wachen. Leider sind wir bis jetzt noch nicht dahinter gekommen, ob deren primäre Aufgabe darin besteht, keinen Unberechtigten rein zu lassen oder die Studenten nach 19 Uhr nicht mehr raus zu lassen. Nachdem sie aber jeden, der mit einem PKW der Mittel- oder Oberklasse kommt, in das Gelände lassen, egal wer es ist, kann es sich nur um Letzteres handeln. Das wirft jedoch die Frage auf, weshalb die Wachen bewaffnet sind ... wir wollen es nie erfahren. Besonders amüsiert haben wir uns bei unserer Ankunft, als uns einer unserer Kollegen erklärte, dass es wichtig sei, unsere Zimmer immer zuzusperren. Auf die Frage, warum das notwendig sei, meinte er: „Das ist wegen der Wachen. Die stehlen so viel.“