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23 Jänner 2007

Das Leben auf dem Uni-Campus und rundherum

Ein erster ausführlicher Zwischenbericht


"Es gibt nichts, was es in Indien nicht gibt" – diesem Spruch zu folge ist es auch sehr schwierig, Indien bzw die Umgebung der BIMTECH, die Menschen, deren Umgangsformen und Traditionen zu beschreiben. Es gibt alles, jedoch präsentiert es sich auf eine andere, unbekannte Weise. Demnach ist das Auslandsstudium am BIMTECH auch eine wahre Herausforderung! Indien ist bunt – und teilweise weit davon entfernt, ein entwickeltes Land zu werden. Ein Land voller Widersprüche…

Das Studium am BIMTECH ist ein sanfter Einstieg in die vielfältigen kulturellen Dimensionen Indiens. Der Campus ist in sich abgetrennt, widerspiegelt aber viele Eindrücke der Interaktion unter den Studenten und lässt Rückschlüsse auf indische Besonderheiten im Alltag zu. Delhi befindet sich ca. 1 Stunde vom Campus entfernt und ist mit dem Taxi leicht erreichbar, überdies gibt es in der näheren Umgebung viele kleine Märkte, sowie ein modernes Einkaufszentrum. Der Campus ist umfangreich begrünt und überhaupt ist die Fassade des BIMTECH äußerst einladend. Was für die Fassade gilt, läßt sich allerdings nur bedingt auf die Wohneinheiten umlegen, die aber gut arrangiert und gemütlich sind. Wer nicht allzu viel erwartet, wird auch sicher nicht enttäuscht sein. Außerdem hat das BIMTECH viele zusätzliche Services zu bieten – Fitness Center, Friseur, Tante Emma Laden, Putzpersonal und einen Wäscheservice.

Viele scheinbar normale Dinge werden hier zum Erlebnis – eine Taxifahrt kann durch sprachliche Hürden einerseits kompliziert sein, bietet andererseits jedoch grandiose Einblicke in das „einfache“ Indien. Kühe an jeder Ecke, Karren ziehende Kamele, primitive Strohhütten und Unmengen an Müll teilen sich den Boden mit Luxushotels, Versage-Stores und Villen. Indien versprüht Charme, erfordert jedoch ein von westlichen Verhältnissen abweichendes Denkensmuster und Anpassungsfähigkeit. Permanent starrende Menschen, bettelnde Kinderhorden, sowie aufdringliche Geschäftstreibende gehören ebenso zum Bild Indiens wie die höfliche, zuvorkommende und friedvolle Masse. Dabei ist es unmöglich, erschreckende Erfahrungen auszublenden, es lohnt sich diese Herausforderungen der anderen Art anzunehmen – man wird sich wohl fühlen, bekommt eine Chance, sich selbst kennenzulernen und gewinnt eine neue Sicht der Dinge.

Die Begegnung und der Umgang mit der Kultur ist ein ständiger Lernprozess – am Ende dessen kann man genießen, was Indien zu bieten hat. Das Studium lässt genügend Zeit zum Reisen, so dass man verschiedene Facetten Indiens kennenlernen kann. Seien dies weltberühmte Bauten wie das Taj Mahal, unberührte Naturlandschaften oder antike Städte, von denen die eine niemals gleich ist wie die andere. Durch die vielen regionalen Bräuche, Gepflogenheiten, Sprachen und Umgebungen wird es nie langweilig. „Spannung, Spiel und Schokolade“ gibt es in allen Preisklassen sowie im westlichen, indischen oder arabischen Stil. Jeder Besucher kommt garantiert auf seine Kosten, sei es im Rahmen einer Rikshaw-Fahrt, eines Hindi-Festes oder eines Gourmet-Menüs in einem Luxustempel.

Indien ist nicht Italien – westliche Einflüsse sind aber zumindest in Großstädten reichlich vorhanden. Somit gibt es auch zahlreiche Möglichkeiten, der indischen Kultur für bestimmte Momente den Rücken zu kehren, was gelegentlich sehr angenehm ist. Pizza Hut, McDonalds und Ruby Tuesday’s erlauben daher auch eine Flucht aus der indischen Küche. Diese ist zwar schmackhaft und vielfältig, oft jedoch sehr scharf, was auch für den Campus am BIMTECH gilt. Man würde allerdings einen wichtigen Teil des typischen Indiens verpassen, würde man nicht verschiedene Spezialitäten auf den Straßen „einfach probieren“.

Auch der Unterrichtsalltag und das Leben am Campus sind kaum in Worte zu fassen. Damit jeder weiß, wo es lang geht, gibt es eine Unmenge an Regeln, Ausnahmeregelungen, Genehmigungen und natürlich persönlichen Vereinbarungen, die das Leben hier leichter machen sollen.

So waren wir zu Beginn unserer ersten Vorlesung sehr erstaunt, als unser Vortragender mit einer Moralpredigt, was Disziplin während der Vorlesung und im gesamten Leben betrifft, in das Thema Industrial Marketing eingeführt hat. Dennoch, es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Ganz im Gegenteil: Verbote werden von unseren Mitstudenten in etwa so verstanden, wie wir Hinweise in Reiseführern verstehen, die mit „Insidertipp“ oder „besonders empfehlenswert“ gekennzeichnet sind. Das heißt, alles, was verboten ist, muss man unbedingt mal ausprobieren.

Apropos Mitstudenten, ein besonderes Highlight ist es immer wieder, dem interaktiven Unterricht zu folgen. Diskussionen während der Vorlesung sind dem Geschehen an einer stark frequentierten Kreuzung in Delhi nicht unähnlich. Es wird einfach versucht, möglichst viel Lärm zu machen, indem man ständig hupt und sich so durchzusetzen. So ist es auch bei den besagten Diskussionen: Es wird einfach möglichst laut drauf los geschrien und gehofft, dass man vom Vortragenden als besonders mitarbeitswilliger Student wahrgenommen wird. Ein BIMTECH Absolvent erklärte uns, dass Studenten, die nicht laut durch den Hörsaal schreien, nachgesagt würde, ihnen mangle es an Selbstbewusstsein.

Besonderes Flair vermittelt die Kleiderordnung auf dem Campus. So sind alle männlichen Studenten angehalten, Anzughose und Hemd während der Vorlesungen zu tragen. Studentinnen müssen ebenfalls im Casual Business Look erscheinen. Zumindest nach außen hin wird so tatsächlich der Eindruck vermittelt, man studiert hier auf einer Elite Universität. Die Sahne auf dem Häubchen ist dann noch, dass die Lehrbeauftragten mit „Sir“ bzw. „Mum“ angesprochen werden.

Außergewöhnlich gut ist die Infrastruktur auf dem gesamten Campus. Das wurde uns zumindest bei unserer Ankunft von unseren sehr gastfreundlichen und zuvorkommenden Kollegen gesagt. Mit täglich nicht mehr als 10 bis 15 Stromausfällen auf dem Campus ist BIMTECH tatsächlich eine der Unis, die als sehr versorgungssicher gelten. Besonders beeindruckt sind wir aber wirklich davon, dass es auf dem Campus flächendeckend WLan gibt. Um sicherzustellen, dass den Studenten nichts passiert, gibt es eine Unmenge an Wachen. Leider sind wir bis jetzt noch nicht dahinter gekommen, ob deren primäre Aufgabe darin besteht, keinen Unberechtigten rein zu lassen oder die Studenten nach 19 Uhr nicht mehr raus zu lassen. Nachdem sie aber jeden, der mit einem PKW der Mittel- oder Oberklasse kommt, in das Gelände lassen, egal wer es ist, kann es sich nur um Letzteres handeln. Das wirft jedoch die Frage auf, weshalb die Wachen bewaffnet sind ... wir wollen es nie erfahren. Besonders amüsiert haben wir uns bei unserer Ankunft, als uns einer unserer Kollegen erklärte, dass es wichtig sei, unsere Zimmer immer zuzusperren. Auf die Frage, warum das notwendig sei, meinte er: „Das ist wegen der Wachen. Die stehlen so viel.“

Unsere erste Gruppenarbeit hat unseren Horizont in Sachen Zeitverständnis und Teamarbeit erweitert. So wird bei den üblichen Verspätungen ganz gerne auf die IST (Indian Standard Time) verwiesen. Das heißt, eine halbe oder ganze Stunde Verspätung ist ganz normal. Nichts desto trotz kommt es aber auch vor, dass einzelne Professoren den Hörsaal von innen versperren, sobald die Vorlesung begonnen hat, um nicht gestört zu werden von zu spät kommenden Studenten. Was Gruppenarbeiten betrifft, geht es primär darum, miteinander Zeit zu verbringen. So kommt es schon mal vor, dass man sich für sechs Stunden trifft, um tatsächlich eine Stunde zu arbeiten. Andere auf ihre eigene Verantwortung für die Gruppe hinzuweisen und Anwesenheit, Pünktlichkeit und bestmögliche Mitarbeit einzufordern, wird als äußerst unangebracht empfunden.

Nichts desto trotz sei gesagt, dass uns die Herzlichkeit, Gastfreundschaft und die Tatsache, dass uns unsere Kollegen immer mit Rat und Tat zur Seite stehen, überwältigen und wir sehr viel aus unserem Aufenthalt auf dem Campus mitnehmen können.

2 Comments:

At 19:28, Blogger lisagoesabroad said...

Hey, freut mich dass es dir gut geht. Ganz liebe Grüße Lisa

 
At 00:37, Anonymous Anonym said...

Ganz tolle Eindrücke die du uns da schickst freut uns immer von dir zu hören Liebe grüße von den Füchsen!!!

 

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